WELCOME TO VILNIUS - Eine Reise nach Vilnius fühlt sich an wie ein leiser Perspektivwechsel, und genau darin liegt der rote Faden dieser Erlebnisse: die Stadt, die Kulinarik, die Kultur und das Kino greifen ineinander, ohne sich gegenseitig zu übertönen. Zwischen den stillen Gassen der Altstadt, der entschleunigten Küche von Ertlio Namas und der filmischen Tiefe des European Film Festival Scanorama entsteht ein Zusammenspiel, das erstaunlich harmonisch wirkt. Alles folgt einem ähnlichen Rhythmus: reduziert, fokussiert, getragen von Herkunft und Kreativität. Vilnius präsentiert sich nicht als Bühne für laute Inszenierungen, sondern als Ort, an dem Qualität Zeit bekommt und Geschichten Raum finden. Ob auf dem Teller, in der Architektur oder im Kino.

Vilnius - Eine Stadt mit vielen Facetten 

Vilnius gibt sich gern gemütlich, so als wüsste die Stadt genau, dass man hier ohnehin nicht vorbeirennt. Die Altstadt wirkt mit ihren verwinkelten Gassen wie ein Ort, der sich absichtlich Zeit lässt: Kopfsteinpflaster, Höfe, die plötzlich aufgehen, barocke Fassaden, die ein bisschen zu stolz dreinschauen, und dazwischen moderne Cafés, die so tun, als wären sie schon immer dagewesen. Diese Mischung aus Historie und stiller Kreativität prägt die ganze Stadt.

Vilnius hat etwas Weiches, Undramatisches, das trotzdem nachwirkt. Kunst ist überall, aber nie aufdringlich. Kulinarisch passiert viel, aber ohne diese „Wir sind jetzt super hip“-Attitüde, die andere Städte gern überzieht. Stattdessen lebt hier ein natürlicher Rhythmus zwischen Tradition und neuem Können. Vielleicht macht genau das den Besuch so angenehm: Die Stadt versucht nicht, dich zu überzeugen. Sie reicht dir einfach ihre Atmosphäre, und plötzlich bleibt man länger, als man geplant hatte.

Scanorama – Europas Kino im Fokus


Das European Film Festival Scanorama 2025 bringt eine dichte Auswahl europäischer Filme nach Vilnius und zeigt dabei, wie vielseitig und mutig das aktuelle Arthouse-Kino sein kann. Das Programm reicht von langsamen, atmosphärischen Charakterstudien bis zu dokumentarischen Beobachtungen, die sich Zeit nehmen, ihre Themen auszuleuchten. 

Zu den bemerkenswerten Filmen des Jahres gehören Werke wie What Love Leaves Behind von Hlynur Pálmason, ein ruhiges, philosophisches Familiendrama über die Spuren, die Beziehungen hinterlassen, oder Tabasco, ein Debütfilm, der durch seine ungewöhnlich starke ästhetische Vision hervorsticht. Mit Kyuka: Before Summer’s End zeigt das Festival zudem einen Spielfilm, der bereits für seine klare Bildsprache und emotionale Präzision ausgezeichnet wurde. Ergänzt wird das Programm durch litauische Premieren wie Old Man’s Journeys oder Grandfathe, die sich mit Erinnerung, Generationen und Identität auseinandersetzen und die lokale Filmkultur sichtbar machen. Scanorama schafft damit eine Atmosphäre, in der europäische Handschriften nebeneinanderstehen können, ohne sich gegenseitig zu übertönen. Es ist ein Festival, das auf Tiefe setzt, auf Geschichten, die nicht laut sein müssen, um Wirkung zu zeigen, und auf Filme, die noch nachhallen, wenn die Leinwand längst dunkel ist.


Hotel PACAI - DAS DESIGN 


Die Gestaltung des Hotel PACAI ist eine Einladung, das Tempo des Alltags zu verlassen und einen Raum zu betreten, der ohne Hast funktioniert. Die Architektur verbindet historische Substanz mit einer reduzierten Gegenwartsästhetik, die bewusst auf laute Statements verzichtet. Wände aus naturbelassenem Stein, weiche Kalkputzflächen und sanft gealtertes Holz schaffen eine Atmosphäre, die wie ein langsamer Atemzug wirkt. 

Die Räume folgen einer klaren Rhythmik: Transparenz, Materialtiefe, gedämpfte Formen. Nichts drängt sich in den Vordergrund. Stattdessen entwickelt sich eine visuelle Ruhe, die sich erst mit der Zeit entfaltet. Das Design fordert nicht, sondern begleitet. Es setzt auf die Wirkung von Licht, auf natürliche Schatten, auf die Stille zwischen zwei Details. 

Dieser Ansatz spiegelt die Philosophie des Slow Living: Gestaltung als bewusster Rahmen, nicht als permanente Ablenkung. Man setzt sich, schaut, atmet, und die Räume reagieren darauf. Alles wirkt sorgfältig kuratiert, aber nicht überdefiniert. Das PACAI schafft ein Umfeld, in dem man sich nicht nur aufhält, sondern im eigenen Tempo ankommt und bleibt. 

Hotel PACAI - Die Heritage Suite 


Die Heritage Suite ist ein Raum, in dem Geschichte nicht nur sichtbar, sondern spürbar wird. Die Wände tragen verblasste Malereien, die wie sanfte Schatten vergangener Epochen wirken. Zarte Linien, ornamentale Fragmente und pigmentierte Farbflächen erzählen von der ursprünglichen Pracht des Palasts. Diese historischen Wandmalereien wurden bewusst nicht restauriert, sondern als poetische Spuren erhalten. Sie wirken wie die ruhige Stimme eines Hauses, das mehrere Jahrhunderte überstanden hat.

Das Licht des Tages bewegt sich über die Malereien und verändert sie im Verlauf der Stunden. Morgens wirken sie fast zurückhaltend, mittags öffnen sich ihre Strukturen, und abends tauchen sie in eine gedämpfte Wärme ein. Dieser ständige Wandel schafft eine Atmosphäre, die an Slow Travel erinnert: Man erkennt das Wesentliche erst, wenn man verweilt, wenn man Zeit zulässt.

Die Suite selbst bleibt bewusst zurückgenommen gestaltet, um den historischen Fragmenten Raum zu lassen. Naturstoffe, weiche Texturen und ruhige Farben begleiten die alten Malereien, ohne ihnen Konkurrenz zu machen. Es entsteht ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der den Raum zu einem Ort der inneren Ruhe macht. Ein Ort, an dem man den Tag verlangsamt, den Blick hebt, und die eigene Reise bewusster wahrnimmt.

Hotel PACAI - DIE HISTORIE 


Der Palast PACAI, ein Bauwerk des 17. Jahrhunderts, trägt seine Vergangenheit offen. Der historische Kern wurde nicht geglättet, sondern respektvoll freigelegt. Fresken, deren Farben wie vergilbte Erinnerungen wirken, erzählen von Festen und Gesprächen, die längst verklungen sind. Steinbögen tragen die Spuren der Jahrhunderte, und der Boden knirscht leise, als würde er jede Bewegung im Raum archivieren. 

Diese historische Dimension ist kein aufgesetztes Narrativ. Sie bildet die Grundlage für eine Art entschleunigte Reise durch die Zeit. Slow Travel bedeutet, Orte nicht nur zu besuchen, sondern zu begreifen. Und genau das ermöglicht der Palast. Er lädt dazu ein, sich zu bewegen wie jemand, der Zeit hat. Nicht auf der Suche nach dem nächsten Programmpunkt, sondern im Dialog mit den Schichten eines Hauses, das selbst viele Leben gelebt hat. Geschichte wird hier nicht monumental präsentiert, sondern sanft vermittelt. Der Aufenthalt fühlt sich an, als würde man in eine alte Erzählung eintreten, deren Rhythmus leiser ist als der eigene. 

Hotel PACAI - DIE LAGE 


Die Altstadt von Vilnius ist eine der seltenen europäischen Innenstädte, die sich wie ein Spaziergang anfühlen. Kein übertriebener Trubel, keine künstliche Inszenierung. Straßen, die sich zu kleinen Plätzen öffnen, Hinterhöfe, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden, Werkstätten, deren Türen offen stehen. 

Das PACAI liegt mitten in diesem Geflecht, aber nicht mitten im Verkehr der Außenwelt. Die Lage ist ideal für Reisende, die nicht mit Eile reisen, sondern mit Neugier. Slow Travel zeigt sich hier im Rhythmus der Umgebung. Man geht los, ohne Ziel. Man findet Galerien, Cafés, Buchhandlungen, ohne gesucht zu haben. Jeder Weg wird zum Teil der Erfahrung. 

Die Stadt zwingt niemanden zur Geschwindigkeit. Sie lässt Raum für Perspektivenwechsel, für langsame Übergänge zwischen Innen und Außen. Das Hotel wird darin zu einem ruhigen Ausgangspunkt, an dem man jeden Tag neu beginnen kann, ohne Anspannung, ohne Lärm.
 

Hotel PACAI - DAS RESTAURANT 


Das Restaurant des PACAI verwandelt regionale Küche in eine Form der stillen Aufmerksamkeit. Die Zutaten stammen aus der Umgebung, im Rhythmus der Jahreszeiten geerntet, respektvoll behandelt. Die Gerichte sind präzise und klar, aber nie prätentiös. Man schmeckt den Ursprung, ohne von Effekten abgelenkt zu werden. 

Die Atmosphäre ist offen, hell und ruhig. Es ist ein Ort, an dem Zeit wieder eine lineare Form bekommt. Die Mahlzeit wirkt nicht wie eine Ablenkung, sondern wie ein Anker. Gespräche fließen langsamer, Blicke bleiben länger, Aromen verweilen. Der kulinarische Ansatz fügt sich in das Gesamterlebnis ein: bewusst, fein, konzentriert.
 

Hotel PACAI - DAS TASTING MENU 


Das Tasting Menü 2025 versteht Essen als eine Reise, die nicht durch Ferne beeindruckt, sondern durch Tiefe. Die Küche interpretiert regionale Aromen mit einer Gelassenheit, die typisch für Slow Travel ist: Man entdeckt nicht alles sofort. Man braucht Zeit, um Nuancen zu verstehen.

Jeder Gang ist eine kleine Komposition. Leichte Fermentnoten, erdige Wurzeln, helle Säuren, Kräuter aus litauischen Wäldern. Die Gerichte erzählen Geschichten von Landschaft, Klima, Tradition. Sie tun das nicht laut oder dramatisch, sondern durch subtile Balance. Man isst nicht schnell. Man isst bewusster. Genau darin liegt der Kern des Menüs: eine kulinarische Entschleunigung, die man selten findet.
 

Hotel PACAI - DIE EINRICHTUNG 


Die Einrichtung des PACAI folgt der Philosophie, dass Design nicht lauter werden muss, um Wirkung zu entfalten. Natürliche Materialien dominieren: Leinen, Stein, Massivholz, handgemachte Keramiken. Sie wirken warm, strukturiert, greifbar. Die Möbel fügen sich harmonisch in die Räume ein. Sie stehen dort nicht zur Schau, sondern werden Teil einer Haltung, die auf Achtsamkeit setzt. Sitzen, Liegen, Aufstehen: Alltägliche Bewegungen fühlen sich im Pacai bewusster an. 

Die Materialien reagieren auf Berührung, die Oberflächen erzählen durch ihr Handwerk. Diese zurückhaltende und hochwertige Gestaltung fördert ein langsames, aufmerksames Wohnen. Ein Gefühl, das man aus zeitlosen Interiors kennt, die nicht altern, sondern reifen. 

Hotel PACAI - DER SPA-BEREICH 


Der PACAI Spa-Bereich ist ein Ort, der den Körper sanft in einen langsameren Zustand führt. Mineralische Farben, gedämpftes Licht und natürliche Oberflächen wirken wie eine Beruhigungsschicht. Behandlungen basieren auf regionalen Ölen, warmen Steinen, sanften Ritualen. Die Räume sind weit und leise, ohne Überfluss. Jeder Schritt, jede Berührung, jede Bewegung fühlt sich entschleunigt an. Saunen und Dampfbäder sind bewusst minimalistisch gehalten, um die Sinne zu entlasten. 

Der Spa fungiert als ein Übergang zwischen Innen und Außen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Aktivität und Ruhe. Ein Ort, um sich zu erden, die Schultern sinken zu lassen, im eigenen Rhythmus zurückzukehren.
 

Ertlio Namas – Das kulinarische Angebot

Das kulinarische Angebot von Ertlio Namas verbindet historische litauische Küche mit einer klaren, zeitgenössischen Handschrift. Die Gerichte basieren auf überlieferten Rezepturen, die mit Techniken wie Fermentation, Räucherung und Einlegen neu belebt werden. Alles wirkt reduziert, aber nie karg: Jeder Teller setzt auf wenige, präzise gesetzte Komponenten, die geschmacklich erstaunlich tief greifen.

Die Küche legt großen Wert auf Regionalität. Verarbeitet werden alte Getreidesorten, saisonale Gemüsevarianten, Wildkräuter und Produkte kleiner Produzenten, die nach traditionellen Methoden arbeiten. Nichts wird dekorativ aufgeblasen. Die Aromen bleiben klar, erdig, frisch, manchmal überraschend säuerlich und immer nah an der Landschaft, aus der die Zutaten kommen.

Während der Saisonverläufe verändert sich das Menü spürbar. Sommergerichte wirken leichter und kräuterbetonter, Herbst und Winter bringen mehr Tiefe, Rauch und Fermentationsnoten ins Spiel. Diese saisonale Logik macht die Küche nicht nur authentisch, sondern auch erstaunlich gegenwärtig.

Ertlio Namas zeigt, dass litauische Kulinarik weit mehr ist als ein Blick zurück. Hier wird gezeigt, wie man Tradition weiterdenkt, indem man sie ernst nimmt, entschleunigt und auf das Wesentliche reduziert. Das Ergebnis ist ein stilles, konzentriertes Geschmackserlebnis, das länger nachklingt, als man erwartet.

Ertlio Namas – Der Küchenchef

Der Küchenchef von Ertlio Namas arbeitet mit einer Gelassenheit, die fast irritierend ist, wenn man bedenkt, wie präzise seine Teller wirken. Er beschäftigt sich seit Jahren mit historischen litauischen Rezepten und alten Kochtechniken, die er nicht als Folklore versteht, sondern als lebendige Grundlage für moderne Küche. Seine Herangehensweise ist still, klar und kompromisslos: Er verfolgt reine Aromen, minimale Eingriffe und regionale Zutaten, deren Herkunft er genau kennt. Statt Effekte jagt er Substanz. Die Gerichte tragen seine Handschrift, ohne sich aufzudrängen. Sie wirken wie sorgfältig destillierte Momentaufnahmen der litauischen Landschaft, geerdet und zeitgemäß zugleich.

Ertlio Namas - DAS KONZEPT 


Ertlio Namas in der Altstadt von Vilnius fühlt sich an wie ein Ort, der dich leiser macht, noch bevor du eintrittst. Die schmalen Gassen entschleunigen, und im Inneren öffnet sich ein Raum, der mit Reduktion arbeitet: natürliche Materialien, warmes Licht, Holz und Stein, die ihre Geschichte behalten dürfen. Das Design wirkt nicht kuratiert, sondern gewachsen, fast meditativ. Diese stille Architektur bildet die Grundlage für eine Küche, die sich den gleichen Prinzipien verpflichtet: Zeit, Herkunft, Geduld. Das Menü basiert auf historischen litauischen Rezepturen und alten Techniken wie Fermentation, Räucherung oder Einlegen. Die Teller bleiben minimal, aber tief – Aromen, die Landschaft und Jahreszeit spiegeln, statt Trends hinterherzulaufen. 

Gerade während der Gastronomy Week zeigt das Restaurant, wie stark sein Konzept trägt. Während überall in Vilnius Pop-ups, Experimente und laute Inszenierungen stattfinden, bleibt Ertlio Namas ruhig und präzise. Die Küche fokussiert sich auf regionale Produkte, alte Sorten und Produzenten, die noch traditionell arbeiten. Jede Speise erzählt ein kleines Kapitel über litauische Identität, ohne Folklore zu imitieren. Das Restaurant beweist, dass entschleunigte Kulinarik nicht rückwärtsgewandt ist, sondern eine klare Vision für die Gegenwart und Zukunft hat: weniger Effekte, mehr Substanz. Ein stiller Ort, der lange nachhallt, gerade weil er nichts beweisen will.

Restaurant Ertlio - Gastronomy Week


Während der Gastronomy Week fühlt sich Vilnius an, als würde die Stadt für ein paar Tage tiefer atmen. Man läuft durch die kühlen Straßen, überall hängen Gerüche von Kräutern, Rauch, frisch gebackenem Brot in der Luft, und plötzlich merkt man, wie viel Liebe hier in Essen gesteckt wird. Die Restaurants öffnen ihre Türen ein Stück weiter als sonst, man spürt diese neugierige, offene Energie. Es ist eine Woche, in der man nicht einfach von Menü zu Menü springt, sondern langsam versteht, wie stark die litauische Küche mit ihrem Land verwoben ist. Man probiert Dinge, die man sonst übersehen hätte, und bekommt dieses Gefühl, dass man der Stadt näherkommt, ohne dass sie sich anbiedert. Genau hier entsteht die perfekte Brücke zu Ertlio Namas. 

Während viele Restaurants in der Gastronomy Week etwas lauter werden, bleibt dieses Haus so ruhig und geerdet wie immer. Und vielleicht macht es gerade das so besonders. Wenn man nach einem Tag voller Eindrücke dort eintritt, wirkt es, als würde jemand den Lautstärkeregler runterdrehen. Das Dinner fühlt sich nicht wie ein Programmpunkt an, sondern wie ein Ort, an dem man all das verarbeiten kann, was die Woche mit einem gemacht hat. Die historischen Rezepte, die stillen Aromen, die langsame Küche. Es passt exakt zu dem, was Vilnius in diesen Tagen zeigen will.
 

Ertlio Namas - DAS MENU

Während der Gastronomy Week öffnet Ertlio Namas das Menü wie ein kleines Archiv, das nur für diese Tage zugänglich ist. Das Dinner wirkt wie eine konzentrierte Übersetzung der litauischen Jahreszeit: Wild, das aus nachhaltiger Jagd stammt, Wurzelgemüse, das im Spätsommer seine Süße trägt, fermentierte Beeren, die Säure und Frische einbringen. Oft beginnt der Abend mit etwas scheinbar Einfachem wie hausgemachtem Brot und Butter, die nach Kräutern und Rauch erinnert, gefolgt von warmen, erdigen Suppen oder kleinen Tellern aus eingelegten und geräucherten Zutaten. Dann kommen die Hauptgänge, die das Prinzip der langsamen Küche spürbar machen: lange gegartes Fleisch, klare Fonds, Gemüse, das bewusst pur bleibt, statt effekthascherisch angerichtet zu werden. Jeder Gang hat diese stille Präzision, die nichts erklärt, aber alles fühlbar macht.

Zum Abschluss setzt das Restaurant auf Desserts, die nicht süß im klassischen Sinn sind, sondern aromatisch: Honig aus lokalen Imkereien, getrocknete Früchte, Kräutercremes, manchmal ein Hauch Rauch oder Fermentation. Zusammen ergibt das Dinner eine Art kulinarischen Spaziergang durch die litauische Landschaft, nur konzentrierter, tiefer, unmittelbarer. Es ist ein Menü, das man nicht „probiert“, sondern erlebt, weil es wie ein Zugehörigkeitsgefühl serviert wird. Und gerade während der Gastronomy Week, wenn die Stadt draußen im Festivalmodus pulsiert, wirkt dieses Dinner wie ein ruhiger, warmer Gegenpol, der die Essenz des Landes mit einer Klarheit zeigt, die man sonst selten findet.

Ertlio Namas - DAS DESIGN

Das Design von Ertlio Namas wirkt wie eine stille Einladung, langsamer zu werden. Die Räume sind bewusst reduziert, ohne je kühl zu erscheinen. Natürliche Materialien bestimmen die Atmosphäre: dunkles Holz mit sichtbarer Patina, Stein mit organischen Unebenheiten, Textilien in warmen Erd- und Grautönen. Alles wirkt unaufgeregt, als wäre es einfach gewachsen statt gestaltet worden. Wände in matten, gedeckten Farben fangen das Licht weich ein, während die Einrichtung zwischen handwerklicher Rustikalität und moderner Klarheit balanciert. Nichts schreit nach Aufmerksamkeit; jeder Tisch, jeder Stuhl, jede Fläche strahlt diese ruhige Selbstverständlichkeit aus, die man nur in Räumen findet, die ihre Geschichte nicht verstecken müssen.

Die Beleuchtung trägt entscheidend zur Atmosphäre bei. Gedämpftes, indirektes Licht und kleine Wandlampen schaffen sanfte Zonen, während Kerzen den Tischen eine fast intime Tiefe geben. Die Architektur zeigt ihre historischen Schichten ohne sie zu dramatisieren. Es entsteht ein Gefühl von Zeitlosigkeit, als würde das Haus selbst den Rhythmus des Abends bestimmen. Die Akustik ist weich, das Geschirr schwer, die Gläser schlicht; alles fügt sich in einen Raum, der nicht imponieren will, sondern begleiten. Dieses Design unterstützt das kulinarische Konzept des Hauses: ruhig, präzise und voller Respekt für Herkunft und Handwerk.